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Chaculjá


 

Den Ruinen von Chaculjá stattete Mauslay nur eine kurze Stippvisite ab, als er 1884 in Izabal auf die Ankunft des Schiffes mit Mr Giuntini wartete, der ihm bei der Abdruck-Anfertigung der Skulpturen in Copán helfen sollte.
Giuntinis Schiff würde mit Verspätung eintreffen, und Maudslay nutzte die Wartezeit, um sich zu vergewissern, ob die als Pueblo Viejo bekannten Ruinen, die seine Männer zwei Jahre zuvor am Ufer des Río Tinaja auf der südlichen Seite des Río Polochic einige Meilen von Panzos entfernt gefunden hatten, tatsächlich, wie er vermutete, dem Ort Chaculjá oder Chacujál entsprachen, den Cortés auf seinem Marsch von Mexiko nach Honduras 1524-25 aufgesucht und beschrieben hatte.

Während dieses Marsches fand sich Cortés an der Mündung des Río Dulce in Guatemala in der mißlichen Lage, dringend Nahrungsmittel für sich und seine Mannschaft auftreiben zu müssen. Expeditionen, die er zu diesem Zweck ins Innland entsandte, kehrten ergebnislos zurück, so daß er schließlich beschloß, mit einigen Männern den Río Dulce hochzufahren. Am Lago de Izabal machten sie halt und gingen vermutlich östlich von Izabal an Land. Auf ihrer mehrtägigen Erkundungstour in den Ausläufern der Sierra de las Minas fanden sie jedoch keine Nahrungsvorräte, und die wenigen Einheimischen, die sie trafen, flohen vor ihnen, wenn sie konnten, in den Wald oder gaben, gefangengenommen, folgende Auskunft:

"Having asked some of the Indian prisoners whether they knew of any other village in the vicinity where dry maize could be obtained they answered me that they knew of one called Chacujál, a very populous and ancient one, where all manner of provisions might be found in abundance."149

Als sie diese Stadt bei Sonnenuntergang erreichten, wollten sie eigentlich erst einmal in der Nähe campieren und die Stadt am nächsten Morgen mit einem überraschungsangriff einnehmen. Dieser Plan wurde jedoch vereitelt, als sie zufällig schon an demselben Abend entdeckt wurden. Kämpfend drangen sie in die Stadt vor, die in der dunklen Nacht plötzlich verlassen schien. Einen Hinterhalt befürchtend stellte Cortés eine Wache auf, doch die Bewohner tauchten auch am nächsten Tag nicht wieder auf.

Chaculjá mit seinen großen Häusern und Tempeln beeindruckte Cortés und seine Männer, denn "nowhere since we left Aculan had we seen such signs of policy and power"150.
Sie fanden reichlich Vorräte - Mais, Kakao, Bohnen, Paprika, Salz, Geflügel, Fasane, Rebhühner und für den Verzehr gehaltene kleine Hunde -, die sie aber, weitab von ihrem Schiff, nicht in der Menge wegtransportieren konnten, wie sie es gerne gehabt hätten. So kehrten sie nach einigen Tagen Rast wieder an den Lago de Izabal zurück, indem sie einen Teil der Vorräte auf Flössen den Río Polochic hinab zu ihrer Brigantine mit ihren halb verhungerten Gefährten transportierten.


Maudslay war sich sicher, in den von den Einheimischen Pueblo Viejo genannten Ruinen dieses Chaculjá wiedergefunden zu haben. In einem "eiligen Besuch" untersuchte er die sichtbaren Fundamente und Mauerüberreste, die denen der Ruinen bei Rabinal ähnelten.
Inschriften oder skulptierte Steine konnte er nicht finden, und auch einen Plan konnte er in der kurzen Zeit wegen des dichten Bewuchses der Ruinen nicht anfertigen;

"however, I saw quite enough to convince me that, although the plan of the town had been carefully laid out, the buildings were of no great importance and in no way comparable to those at Copán or Palenque. Yet this is the town which Cortés compares to Culúa in Mexico, and deems to be of greater importance that any town he had seen since leaving Acalá, a statement which goes far to prove that Cortés and his followers had met with none of the great centres of Maya art during their wonderful march."151

Als Maudslay seinen Kanuführer befragte, ob ihm der Name Chacujál etwas sage, meinte dieser nach einigem Wiederholen des Wortes: "Chaki-jal, that is what the Indians of these parts (the Quekchis) call the ripe corn"152 und lieferte Maudslay so einen weiteren Hinweis, daß die vorgefundenen Ruinen am Río Tinaja tatsächlich Chaculjá gewesen sein mochten.

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