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Photographien


 

Photograph, 19. Jahrhundert

Wohl am bekanntesten ist Alfred Maudslay für die hervorragenden Photographien, die er von den Gebäude und Skulpturen der Maya machte.
Diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen die Stelen, Gebäude und Inschriften, wie Maudslay sie Ende des 19. Jahrhunderts antraf. Zwar waren die Ruinenorte größtenteils wild überwuchert, und Baumwurzeln hatten Steinmauern aufgebrochen, die entweder ganz zerstört waren oder nur noch durch die starken Arme der Würgefeigen zusammengehalten wurden.
Andererseits bot das dichte Dach des Dschungels aber auch Schutz vor den Kräften der Witterung, die in den Tropen besonders heftig sind. Außerdem waren die Inschriften umgestürzter Stelen oft noch so gut erhalten, eben weil sie auf und in dem schützenden Erdreich lagen.

In dieser frühen Phase der Entdeckung der Maya-Kultur waren deren materielle Hinterlassenschaften also meist noch in erheblich besserem Zustand als 100 Jahre später.
Details der Inschriften und Bilder, die auf Maudslays Photos noch erkennbar sind, können heute auf den Originalstücken teilweise kaum mehr wahrgenommen werden. Die Maudslay´schen Bilder werden so zu wichtigen Dokumenten, die sich mit seinen Plänen, Zeichnungen und Beschreibungen der Ruinen zu einer möglichst genauen Zustandsbeschreibung der Ruinen ergänzen.

Die große Anzahl von Bildern, die Maudslay aufnahm, und ihre Qualität sind umso höher zu schätzen, als die Kunst der Photographie im 19. Jahrhundert noch um einiges umständlicher war als heute und einen höheren Materialaufwand bedeutete. Über unwegsame Dschungelpfade mußte Maudslay nicht nur seine große Kamera mit sich führen, sondern auch einen erheblichen Vorrat an Glasplatten, auf denen die Negative abgebildet werden sollten, sowie all die Chemikalien, die für ihre Entwicklung nötig waren.
Häufig ist in Maudslays Tagebuch-Aufzeichnungen zu lesen, daß er am Abend damit beschäftigt war, die tagsüber aufgenommenen Bilder zu entwicklen. Zwar besaß er bereits gelatinebeschichtete Trocken-Platten und war nicht mehr auf die kollodiumbeschichteten Naß-Platten angewiesen, die unmittelbar vor der Aufnahme präpariert und unmittelbar danach entwickelt werden mußten. Eine Sicherung des Bildes von dem zerbrechlichen Glas-Negativ bot sich dennoch an. Außerdem hatte die zügige Entwicklung den Vorteil, daß Maudslay oft noch an Ort und Stelle sehen konnte, ob seine Photos gelungen waren - wenn nicht, konnte er die Aufnahme meist noch einmal wiederholen (je nach Bedarf nun mit veränderter Belichtungszeit o.ä.).


Die Kunst der Photographie war erst wenige Jahrzehnte zuvor, in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, von dem Franzosen Nicéphore Niepce erfunden worden. Den Vorgänger des Photoapparates, die Camera Obscura, gab es zwar schon seit langer Zeit - wahrscheinlich kannte bereits Aristoteles dieses Prinzip der naturgetreuen Wiedergabe eines Bildes in einer dunklen Kammer, in die durch ein kleines Loch Licht eindringt und ein auf den Kopf gestelltes Bild der Außenwelt an die dem Loch gegenüberliegende Kammerwand projiziert. Doch erst in der ersten Häflte des 19. Jahrhunderts begannen einige Menschen (zunächst) unabhängig voneinander, diesen Prozess der Abbildung der Natur durch Licht von der Camera Obscura loszulösen, und schließlich gelang es, daß das gespiegelte Bild nicht mehr per Hand nachgezeichnet werden mußte, sondern mithilfe von Silbersalzen und Chemikalien dauerhaft auf einen Untergrund gebannt werden konnte.

Die frühen Lichtbilder waren noch sehr unbeständig, und das erste von Niepce 1826/27 hergestellte Photo nach der Natur benötigte noch eine Belichtungszeit von acht Stunden. Doch durch Verbesserungen des von Niepce gefundenen Vorgangs der Verfärbung von lichtempfinglichen Lösungen und deren anschließender Fixierung wurde durch Louis-Jacques-Mandé Daguerre, Niepces späteren Partner, sowie, unabhängig von den beiden Franzosen, durch die Engländer Thomas Wedgwood und William Henry Fox Talbot weiter verbessert - sie experimentierten, jeder für sich, mit jodierten Silberplatten bzw. mit Platten, die mit Silbernitrat oder Papieren, die mit Silberchlorid beschichtet waren.

Die Photographie (oder Daguerreotypie, wie die Abbildung auf Kupferplatten zunächst genannt wurde) erfreute sich von Anfang an einer enormen Beliebtheit, und manch einer glaubte gar, sie würde die subjektivere, weniger wahrheitsgetreue Malerei vollständig ersetzen. Nachdem erstmals 1838-39 Daguerreotypien der Öffentlichkeit vorgestellt worden waren, gab es bald in fast jeder Stadt einen "daguerre´schen Künstler" - in kleineren Orten kam zumindest öfter mal ein fahrender Photograph in einem zum Photostudio umgerüsteten Bahn-Waggon vorbei.
Durch verbesserte Kameralinsen betrug die benötigte Belichtungszeit einer Daguerrotypie Anfang der 40er Jahre nur noch 20 bis 40 Sekunden.
Die Anfertigung von Photographien auf Papier, mit der Talbot experimentiert, war der Daguerrotypie zunächst wegen der längeren Belichtungszeit, die sie benötigte, unterlegen gewesen. Doch auch Talbot fand 1840 mit der Anwendung von Gallensäure ein Mittel, die Belichtungszeit seiner Calotypien ("schöne Bilder") genannten Bilder auf eine Minute zu senken und somit die Beliebtheit der reproduzierbaren papiernen Photos zu steigern.

Einen weiteren großen Fortschritt gab es 1851, als der Engländer Frederick Scott Archer mit kollodiumbeschichteten Glasplatten ein Medium erfand, das die Schärfe der Daguerrotypien mit der Reproduzierbarkeit der Calotypien vereinigte und den photographischen Prozeß zudem noch einmal 20fach beschleunigte. Der Nachteil hierbei war, daß die Glasplatte erst unmittelbar vor der Aufnahme präpariert werden durfte und danach schnell entwickelt werden mußte, solange die chemische Lösung noch feucht war.

Den Beginn der modernen Photographie bedeutete die Erfindung der ab 1878 fabrikproduzierten Trockenplatten, die von vorneherein mit einer Silbersalz-angereicherten trockenen Gelatineschicht versehen waren, und deren Entwicklung später erfolgen konnte - sie wiesen somit nicht mehr die Nachteile der Naßplatten auf. Gelatine-Platten waren zudem 60 mal lichtempfindlicher als Naßplatten, so daß nun meist auf ein Stativ verzichtet werden konnte und die Entstehung kleiner Handkamera begann.195


Maudslay fing offenbar schon recht früh mit dem Photographieren an; bereits in seiner Zeit auf den Fiji-Inseln erstaunte er, wie wir gesehen haben, sein Umfeld mit seiner großen Kamera. Bei seinem technikbegeisterten, erfindungsfreudigen und - nicht zuletzt - ausreichend begüterten Elternhaus ist dieses Hobby allerdings auch nicht allzu verwunderlich.

Die zusätzlichen Kosten und Umstände, die sein Anspruch, alle seine Forschungsgegenstände auch möglichst genau auf Photographien festzuhalten, für seine Expeditionen in Mittelamerika bedeutete, waren jedenfalls enorm. Doch Maudslay nahm sie gern in Kauf; ahnte er doch bereits, welch wichtiges Zeugnis die photographische Dokumentation dieser alten, weiter verwitternden Monumente für die Nachwelt sein würde.

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