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Tikal


 

Rekonstruktionszeichnung der Nordakropolis und des Großen Platzes von Tikal Die Transkription eines von Maudslay in Tikal geführten Feld-Tagebuches liegt mir nicht vor, und ich weiß nicht, ob eines vorhanden ist oder nicht, und wenn ja, ob es sich in der Maudslay-Sammlung des British Museum befindet.
Im Folgenden daher nur einige kurze Bemerkungen zu Maudslays zwei Expeditionen nach Tikal, wie er selbst sie in der "Biologia Centrali-Americana" beschreibt118:

Maudslay zitiert zunächst Bancroft, der in seinem Werk "The Native Races of the Pacific States"119 schrieb: "The ruined structures of Tikál are reported to extend over a space of at least a league, and they were discovered, although their existence had been previously reported by natives, in 1848 by Governor Ambrosio Tut and Colonel Modesto Mendez."
Maudslay fügt hinzu, daß die Ruinen 1877 von dem Schweizer Dr. Bernoulli besucht wurden, der jedoch auf seiner Rückreise starb und dessen Notizen nicht überdauerten. Bernoulli hatte die best-präservierten der hölzernen, geschnitzten Türstürze Tikals ins Museum nach Basel bringen lassen, leider ohne Begleitnotizen. Diese Türstürze, die Maudslay später in Basel sah und fotografierte, schreibt Maudslay vermutungsweise Tempel C oder Tempel D zu:

"I greatly regret that my memory fails me in this matter, as the proper location of the carving is of great importance, and I trust that the next visitor to the ruins will take careful measurements of all the temple doorways and make mould of all the carved beams which still remain in place, however dilapidated their condition may be."120

Maudslay war zweimal in Tikal, 1881 und 1882. Keiner seiner Aufenthalte dort dauerte länger als eine Woche.
Die Anreise führte ihn jeweils von Cobán, Verapaz, aus in einer 10-Tages-Reise durch unbewohntes Waldgebiet zum Paso Real, wo es eine Fähre über den Río de la Pasión gab und

"where the Government maintains a ferryman and serviceable canoes for the passage of the river. Fourteen miles north of the ferry stands the village of Saclúc, or La Libertad, the headquarters of the mahogany-cutters. From Saclúc a short day´s ride across the savanna country brings one to the Lake of Petén Itzá and in sight of the island town of Flores or Tayasál, a few hundred yards from the south-east shore of the lake. From Flores we travelled by night in canoes to the north-east shore of the lake to a place called El Remate, marked by one delapidated rancho, and thence on foot through the forest for about thirty miles to the ruins of Tikál."121

Freilegung der Tempel III, II und IV von Tikal Seine zweite Anreise nach Tikal taucht am Schluß seines Feld-Tagebuches von Menché (Yaxchilán) auf, worin beschrieben wird, wie er seine Reise nach dem Besuch Menchés in Richtung Tikal fortsetzte. Am 26. März 1882 hatte er Menché (oder Yaxchilán) verlassen, und am 1. April erreichten er und seine Männer Saclúc. Dort trafen an den beiden Folge-Tagen auch Gorgonio und Carlos López ein. Letzterer war von Maudslay vor seiner Reise nach Yaxchilán schon am 13. März mit einigen Männern und seinem Bruder Dionicio nach Tikal geschickt worden, um erste Vorbereitungen zu treffen (vor allem, die Ruinen vom gröbsten Bewuchs zu befreien). Maudslay erfuhr nun, daß Carlos versucht hatte, aus dem nahe Tikal gelegenen Dorf San Andrés einige Männer mit Äxten oder Macheten zu bekommen, welche jedoch ohne die gewünschten Werkzeuge erschienen. Da alle alten Äxte zerbrochen waren, hatte Carlos nicht mit der Arbeit fortfahren können und war erst einmal nach Saclúc gekommen.
Am 4. April brachen sie alle zusammen auf nach San Benito. Nachdem sie in Flores am Lago Petén Itzá einige Einkäufe gemacht hatten, wurden sie durch einen Sturm erst einmal davon abgehalten, weiter nach San Andrés zu reisen.
Hier endet das mit "Journey to Menché" bezeichnete Feld-Tagebuch von 1882.

Als eine der Hauptschwierigkeiten bei den Expeditionen und Forschungsarbeiten in Tikal und auch als den Grund, weshalb er dort nicht länger arbeitete, beschreibt Maudslay in der "Biologia Centrali-Americana" die Schwierigkeit, dort an Wasser zu gelangen:

"Tikal is well worth the attention of future exploreres, and would, I feel sure, amply repay the labour of a lengthy and careful examination; but before such an expedition could be successfully undertaken adequate preparations must be made.
The difficulty lies principally in the want of a sufficient supply of water. Every drop of water we used had to be brought the distance of a mile and a half from an overgrown muddy lagoon not more than 150 yards wide, and it was so thick and dirty that I never dared to drink it until it had first been boiled and then filtered; my Indian workmen, who refused to take any precautions, suffered considerably from fever. [...] The ancient inhabitants probably stored water in "chaltunes", the underground cisterns which are found in such large numbers amongst the ruins in the north of Yucatan; I discovered two such cisterns beneath the floor of the plaza, but had not time to clear them out."122

Tempel I, Tikal, Aufnahme von A.P. Maudslay 1882 Desweiteren klagt Maudslay, daß er keine Gelegenheit hatte, Abdrücke der Inschriften auf den Monumenten von Tikal zu nehmen: "I have always deeply regretted that previous to my visits to Tikál I had not learned how to make paper moulds, as copies of the inscriptions on the stelae and the remains of the carved wooden beams in the Temples would be of great value to archaeologists."123 Diese Technik hatte er zwar, wie er in seinem Menché-Feld-Tagebuch beschreibt, kurz vor seiner zweiten Reise nach Tikal von Désiré Charnay erlernt, und dieser hatte ihm auch einige der hierfür benötigten Materialien überlassen; dennoch scheinen es die allgemeinen Schwierigkeiten der Arbeiten in Tikal verhindert zu haben, Abdrücke zu nehmen.

1887 schickte Maudslay noch einmal zwei der López Brüder von der Grenze zu British Honduras aus nach Tikal, vermutlich um nun endlich Abdrücke der am bedeutendsten erscheinenden Skulpturen zu nehmen, doch auf dem letzten Stück ihrer 5-Tags-Reise fanden sie nichts mehr zu trinken, und die "schlammige Lagune", die ihnen fünf Jahre zuvor als Wasserreservoir gedient hatte, war ausgetrocknet. So sahen sie sich gezwungen, umzukehren und hatten zudem eine ziemlich unangenehme Rückreise.

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